Reinhold Schneider
Das Gasthaus „Zum Bären“
Das Gasthaus „Zum Bären“ ist eines der ältesten Anwesen im Ortsteil Iggelheim.
Zum Zeitpunkt der erstmaligen Erstellung des Katasters im Jahre 1837 finden wir u.a. folgende Einträge: „Kaufmann und Weinwirth Jakob Sieber, Wohnhaus, Hintergebäude mit Tanzsaal, Scheuer, Schopp, Stallung und Hofraum, Plan-Nr. 255, 26 Dezimale, Haussteuer 7 kr (Kreuzer) 6 hl (Heller)“.
In der „Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland - Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz – Kreis Ludwigshafen“, 1989 Seite 82, wird das Anwesen wie folgt beschrieben:
„Barocke Gaststätte „Zum Bären“. Langgestrecktes, eingeschoßiges Giebelhaus an der Ecke zur Madenburgstraße, im Typus gleich dem gegenüberliegenden Schulhaus Hasslocher Straße 2. Verputztes, ursprünglich freiliegendes Fachwerk. Das Haus im rückwärtigen Drittel ur-sprünglich als Wirtschaftsteil genutzt. Das Satteldach mit Schopfwalm besitzt beiderseits große Zwerchhäuser, vormals mit Schopfwalmen. Auf ein hohes Alter - wohl noch 17. Jh. – deuten die stark profilierten Dachgesimse sowie ein geschnitzter Männerkopf am östlichen Zwerchhaus hin, der vormals als Konsole des Schopfwalms diente; dieses Baudetail einmalig im Landkreis. Die Fensteröffnungen im Rahmen einer Modernisierung im 1. Viertel des 19. Jahrhunderts in klassizistischen Formen ausgebildet.“2)
Bis in die 1980er Jahre bestand noch eine „Mauer“ (als Rest eines Gebäudeteils) längs der Madenburgstraße in welchem sich früher ein Tanzsaal und eine Kegelbahn befand. Sie ist auf dem Bild aus den 1960er Jahren mit geschlossenen Fensterläden gut zu erkennen.
Als frühesten Eigentümer ist uns aus einem Besitzstandsverzeichnis von 1716 der Mühlenbesitzer Nicolaus Hubig bekannt. Bei Erneuerung dieses Verzeichnisses im Jahre 18023) werden gleich zwei weitere Eigentümer genannt, nämlich Johann Adam Sieber und dessen Nachfolger Jacob Sieber. 1802 gehörte auch das gegenüberliegende Gartengrundstück Ecke Haßlocher Straße/Madenburgstraße zu deren Besitz, welches als „Hausplatz oder Baumgarten“ bezeichnet ist und von der Haßlocher Straße bis zum Kirchgraben reichte. Aus diesem Verzeichnis geht auch hervor, dass sich die gegenseitigen Nachbarn Jacob Sieber und Friedrich Müller um eine Begradigung ihrer dazwischen liegenden Grundstücksgrenze bemühten, was durch Zu- und Abmessung geschah.
Aus Gemeinderechnungen kann entnommen werden, dass die kurfürstlichen Herrschaften öfters in Iggelheim zur Jagd kamen. Nachdem um 1680 der Jagdhof (im Volksmund Jagdschloss genannt) zerstört wurde, ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die hohen Herrschaften auch im Gasthaus Zum Bären einkehrten. In diesem Zusammenhang kann erwähnt werden, dass Prinz zu Birkenfeld am 6. März 1750 zum Schnepfen „puschieren“ hier weilte und den „Bürgersleuten dahier, welche Cavaliers-Personen über nacht logiert, etliche gut Lichter (Kerzen) auf Befehl des Herrn Schultheißen gegeben worden.“
Als am 24. März 1828 die Hospital-Verwaltung Speyer aus dem Ilgen-Garten des St.Georgen-Hospitals, Gemarkung Böhl, 104 Eichenstämme, 9850 eichene Wellen und 51 3/4 Klafter eichen Scheitholz zur Versteigerung anbot, sollte dies bei ungünstigem Wetter „bei Frau Sieber im Schwarzen Bären in Iggelheim“ geschehen.4)
Im Familienbesitz Sieber ist das Gasthaus dann gewesen, bis es Gerhard Sieber laut Notariatsakt vom 26. Mai 1882 des Notars Bastian in Speyer an den Privatmann Philipp Walter zum Preis von 14.200 Mark verkaufte. Der Kauf beinhaltete Wohnhaus – Wirtschaft „Zum schwarzen Bären“, mit Tanzsaal, Scheuer und Stallung, Backhaus mit Wohnstube und überbauter Kegelbahn, Hof mit Brunnen, Pflanzgarten an der Langgasse, insgesamt 18,60 ar.
Literatur:
1) Kataster
2) Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Band 7, Kreis Ludwighafen , 1989 S. 82
3) Gemeindearchiv Böhl-Iggelheim
4) Speyerer Wöchentliches Anzeigen-Blatt 1828 Nr. 12
Bilder:
Archiv des Heimat- und Museumsvereins Böhl-Iggelheim