Altes Schulhaus
Das Anwesen Haßlocher Straße 2 ist ein einfacher Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert. Ursprünglich diente das Gebäude als reformiertes Schulhaus mit Lehrerwohnung. Damals gehörte noch die landwirtschaftliche Einrichtung dazu. Dies war das sogenannte Schulgut, erbaut 1769.
Bis es zu seinem Bau kam, hatte der damalige Pfarrer Johann Nikolaus Siebein hart dafür gerungen, denn das bisherige Schulhaus, das auf der nördlichen Seite des gleichen Grundstücks stand, dort wo heute das Sängerheim steht, war zu klein und auch baufällig geworden. Bereits 1766 hatte er einen Neubau beantragt. Die Gemeinde als Inhaberin des großen Fruchtzehnten, war zu jener Zeit nicht nur für den Sachbedarf für Kirche und Schule, sondern auch zur Leistung der Personalkosten für die Schulmeister verpflichtet. Zuerst weigerte sie sich, weil in den letzten Jahren bereits große Ausgaben für Kultuszwecke geleistet worden waren. Aber 1769 war es dann mit dem Neubau so weit.
Man errichtete das Schulhaus Ecke Sandgasse/Haßlocher Straße. Lehrer Baumann berichtet in seiner Schulgeschichte, dass dazu ein Haus verwendet wurde, das in geringer Entfernung unter den letzten Häusern des Unterdorfes gestanden war. Gemeint ist natürlich das Gebälk.
Anfänglich enthielt der Neubau der Schule nur einen Saal und eine Lehrerwohnung. 1816 erfuhr das Gebäude wegen Schulraummangel bereits eine Erweiterung, die dadurch notdürftig erzielt wurde, dass man die mit der Schule verbunden gewesene Lehrerwohnung mit dem Schulsaal vereinigte und die neue Lehrerwohnung an der Westseite anbaute Dieser äußerliche Zustand besteht auch heute noch. Den neuen Schulraum teilte man in zwei Säle auf.
Eine Änderung trat 1874 ein, als der Lehrsaal um 25 cm tiefer gelegt wurde. Das machte auch die Versetzung der Tür erforderlich. Die Subsellien wurden verkürzt, damit sie so gestellt werden konnten, dass die Schüler alle nach dem Lehrer sahen, was vorher nicht der Fall war.
Wie lange die Volksschule darin untergebracht war, kann nicht mehr genau festgestellt werden. Dieser Zeitpunkt könnte jedoch zwischen 1908 und 1911 liegen, denn nach einem Visitationsbericht vom 14. August 1908 inspizierte der königliche Kreisschulinspektor Roth die Klassen 5, 6 und 7 des Lehrers Georg Mauer im oberen protestantischen Schulhaus, und bereits am 25. August 1911 überließ die Gemeinde Iggelheim den Saal dem evangelischen Pflegeverein auf 5 Jahre für die Kleinkinderschule. Der hintere Teil, die frühere Lehrerwohnung, vermietete die Gemeinde als Wohnung.
Die Schulraumnot im Jahre 1937 machte es erforderlich, die Räume mit Zustimmung der Regierung der Pfalz in Speyer vom 3. November 1937, wieder in einen schulischen Zustand zu versetzen. Im Dritten Reich beherbergten die Räume auch ab 1934 die Geschäftsstelle für die Untergliederungen der NSDAP, 1934-37 eine Gruppe der Hitlerjugend, im Oktober 1939 deutsche Militär-Einquartierung und später französische Kriegsgefangene.
Auch dieses Anwesen war bei der bestehenden großen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 60er Jahre ständig mit Mietern belegt. Zuletzt brachte die Gemeinde dort zwangsgeräumte Mieter unter. Die beiden letzten fanden 1987 Unterkunft in der Flakhalle.
1987 überließ die Gemeinde die vorderen Räume dem Heimatpflege- und Museumsverein zur Erweiterung des Museums, da die als Schenkung empfangene Porzellansammlung im Alten Rathaus keinen Platz gefunden hätte.
Nach einer gründlichen, umfangreichen Renovierung durch die Gemeinde konnte das Museum 1992 bezogen werden. Mit der Erneuerung des Zimmerbodens im Erdgeschoß wurde die Höhe wieder auf den alten Stand gebracht.
1998 stellte die Gemeinde auch noch die hinteren Räume, bisher als Wohnung genutzt, dem Verein zur Verfügung, so dass ein weiterer Ausstellungsraum gewonnen werden konnte.
Das Erdgeschoß umfasst nun, nachdem noch 1999 eine Innentür eingesetzt wurde, zwei Ausstellungsräume, einen Büroraum, ein Sitzungszimmer und eine Küche mit Abstellraum, sowie Bad mit Toilette (teils aus der früheren Wohnung).
Im Dachgeschoß befindet sich ein Ausstellungsraum sowie ein Lagerraum für die jeweils nicht ausgestellten Museumsstücke, eine Abstellkammer und eine Toilette.
1998 veranlasste der Verein die Renovierung der zum Schulgebäude gehörenden Scheune aus dem Jahre 1808, wozu er einen größeren, aus der Stiftung Bednorz erlösten Betrag einbrachte. Eine Holztreppe ermöglichte die Erschließung eines Obergeschosses. Die Instandsetzung konnte 1999 abgeschlossen werden.
Text: Reinhold Schneider