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Reinhold Schneider

 

Sie nannten sich „von Böhl“

 

Die Festschrift der Gemeinde Böhl-Iggelheim anläßlich der 1200-Jahrfeier des Ortsteils Böhl im Jahre 1980 nennt im geschichtlichen Rückblick bereits

 

1. 1486 einen Heinrich von Böhl, der als Faut der Pflege Haßloch fungierte (sein voller Name war Heinrich Liechtenstein von Böhl)

und

2. 1536 Hans von Wachenheim, geheißen von Böhl, der von dem Leininger Fürsten Emich IX. für redliche Dienste einen Weiher mit einem Garten, beim Dorfe gegen Hochdorf zu, erhielt.

 

Doch schon in einer Urkunde aus dem Jahre 1366 werden zwei Personen mit der Bezeichnung „von Buhel“ genannt, nämlich Peter von Buhel, ein Edelknecht, als Zeuge und Florantz von Buhel, ein Grundbesitzer. Georg Feil führt in seiner Meckenheimer Ortsgeschichte (1965) unter vielen ritterlichen Herren, die in Meckenheim Felder oder Rechte besaßen, aus jener Zeit auch eine Jungfrau Margret von Böhl auf. Sie muss wohl die Tochter eines Ritters gewesen sein.

 

Neben diesen gab es noch einen Clas Liechtenstein von Boheln (1418), einen Bernhard Liechtenstein von Böhl (1423) und einen Johann von Wachenheim, genannt von Böhl, der 1432 von der Kirche zu Worms ein Lehen erhielt, welches Johann Kolb von Wartenburg zurückgegeben hatte, das 2 Ohm Wein auf die Beed (Steuer) von Laumersheim, 4 Unzen Heller usw. einbrachte.

 

Dieses Lehen übernahm 1443 sein Sohn Arnold von Wachenheim, genannt von Böhl, und danach 1501 wieder ein Johann (Hans) von Wachenheim, geheißen von Böhl, für sich und seine Brüder. Letzterer war der oben genannte leiningische Amtsmann zu Hartenburg bei Bad Dürkheim und als solcher schenkte ihm der leiningische Fürst den Weiher und Garten in Böhl. Das dürfte die ehemalige Lenn bei der heutigen Lindenstraße gewesen sein (siehe Abbildung 1).

 

Es wird auch jener Hans von Wachenheim, genannt von Böhl, gewesen sein, der am 24. August 1523 der Gemeinde Böhl zu ihrer gemeinen Allmend von seiner Hofreit bei der Kirche einen Fußpfad gibt, 7 Schuh breit, vom Weg an der Kirche bis hinaus an die Äcker „In den Plöcken“ (das sogenannte Pfarrgässel), um einen jährlichen Zins von 3 Kappen (Masthähnchen). Angrenzer waren Nicolaus Baltz und Fritz Hensel.

 

Arnold von Wachenheim, genannt von Böhl, jr..(1489-1496 unter kurpfälzischer Herrschaft Amtmann in Wachenheim), erwarb 1526 von Peter Krebs den grossen und kleinen Zehnten zu Böhl. Da er aber ohne Nachkommen starb, fiel es 1563 dem Lehensherrn, Bischof Theodor von Worms wieder heim, der es seinem Kanzler Georg Seiblin, hernach von Böhl genannt, in Erbfolge verlieh.

 

Der weit Bedeutendere ist aber Junker Nikolaus Übelhirn von Böhl. Er wird auch Edelknecht oder Ritter genannt. Es muss ein reich begüterter Herr gewesen sein, der unterm 26. April 1494 durch seine Treuhänder Hans von Stettenberg und Arnolt von Böhl (oben bereits erwähnt) sowie durch drei Deidesheimer Bürger vor dem Schultheißen Conrad Schmidt zu Dannstadt und den Gerichtsschöffen daselbst Jost Renner, Henn Becker, Peter Buwer, Peter Würt, Clain Henn, Wernhers Henn, Hensel Renner und Hensel Buwer (dem Wirt) beurkunden ließ, dass er seine Güter zu Deidesheim, Ruppertsberg, Dannstadt, Mutterstadt, Altdorf, Böbingen und Freimersheim sowie einen Wald bei Haßloch zum Bau eines Spitals und Elendshauses in Deidesheim stiftete, da er keine Nachkommen habe. Allein der Grundbesitz in Mutterstadt betrug 132 ½ Morgen Ackerland und 13 Mannsmaht Wiesen, der dem Hochstift Speyer 16 Malter ständige und ewige Korngült jährlich einbrachte.

 

Es ist auch durchaus möglich, dass Übelhirn der Verwalter des in Böhler Gemarkung genannten Königsgutes war, das in der Oppelsgewann lag und sowohl 1398 als auch noch 1710 als solches erwähnt wird.

Die Hospitalstiftung sollte allen bedürftigen und kranken Frauen und Männern der Stadt und der Umgebung zur Verfügung stehen. Daneben sollte die Anstalt auch armen Durchreisenden, Bettlern, Pilgern und Soldaten Unterstützung und Unterhalt gewähren. Eine weitere Aufgabe war die Aufnahme elternloser Kinder (Abb.2).

 

1496 gründete Übelhirn in dem Spital noch eine Priesterpfründe. Den dort bestallten und versorgten Priestern oblag die geistliche Betreuung und Versorgung der Hospitalinsassen.

 

Wann er starb, ist nicht bekannt. Sein Leichnam ruht in der Pfarrkirche zu Deidesheim beim St.Michaels-Altar.

 

Das Vermächtnis des Nikolaus Übelhirn von Böhl hat die fünf Jahrhunderte überdauert, obwohl die Gebäude mehrmals außer Betrieb waren durch Krieg, Zerfall und schließlich auch 1945 durch Zerstörung bei einem Luftangriff auf Deidesheim. Der Wiederaufbau konnte erst 1952 abgeschlossen werden. Die Anlage steht weiterhin Pfründnern und Hilfsbedürftigen zur Verfügung. Sie wurde inzwischen noch erweitert durch den Neubau des St.Elisabethen-Altersheimes, zu dessen Gründung die Stiftung einen wichtigen finanziellen Beitrag leistete. Mit einem Festakt gedachte die Stadt Deidesheim der 500-jährigen Stiftung am 25. April 1994.

 

Eine weitere Nennung eines Claus Übelhirn von Böhl ist auch in einer Urkunde vom 30. Juli 1454 nachgewiesen, als dieser vor dem pfalzgräflichen Gericht zu Heidelberg die Herausgabe einer Erbschaftsmasse von der Stadt Neustadt verlangte, die aus der Hinterlassenschaft der Egnat Hebel aus Dannstadt herrührte. Diesen Erbanspruch stellte Übelhirn als Sohn eines Geschwisterkindes (Großneffe) der Verstorbenen und ließ die in der Stadt befindliche Hinterlassenschaft mit Beschlag belegen. Doch ein gewisser Erpf von Lustadt hatte sie schon an sich genommen und aus Neustadt weggebracht. Übelhirn klagte nun gegen die Stadt Neustadt, die dies habe geschehen lassen, auf eine Entschädigung von 2000 Gulden.

Das Gericht wies jedoch seine Klage ab. Wegen der von der Erbschaftsmasse in Händen der Neustadter Ratsherren befindlichen Gegenstände wurde er auf den Rechtsweg gegen die Einzelnen verwiesen. Doch meinte der Anwalt der Stadt, „die egnat Hebel sii langziit zur Nuwenstat behüdt und befridet worden, darvmb sie meinen, das ine die zehen gulden faren gelassen werden sollen“.

Das Gericht wies die Klage des Claus Übelhirn in allen Punkten ab, jedoch sollte Neustadt gehalten sein, die rückständigen 10 Gulden, von einer Leibrente der Erblasserin herrührend, an die Erbschaftsmasse zu zahlen.

 

Auch 1404 wird ein Deidesheimer Edelknecht, Junker Klaus von Böhl, genannt, der eine Urkunde mit seinem Siegel bekräftigte. Er war der Großvater des Hospitalstifters.

 

 

Quellen:

Festschrift „1200 Jahre Böhl“, 1980

Regesten der Urkunden des Stadtarchivs Neustadt a.d.W.

LA.Speyer,Hochstift SP U 979

BayHStA.München, Rheinpf.Urk.Nr.246

Werner Leim, „Die Geschichte des Bürgerhospitals

Stefan Gillich, „Stiftung Bürgerhospital Deidesheim“

Friedrich August Pietzsch, „Friedelsheim“, 1972

Gemeidearchiv Böhl

 

Zeichnung: Siglinde Rapp (im Kalender 1994, 500 Jahre Bürgerhospital Deidesheim), hrsgg.v.d.Raiffeisenbank Mittelhaardt